Die Stars von morgen schon heute

Wohin würde ich gehen?

Das Gedankenmodell ist relativ simpel: Wenn ich ein 5-Star Recruit wäre und mir mein College frei auswählen könnte, welches würde ich wählen? Noch viel interessanter wird es, wenn ich ein mittel bis niedrig gerankter 4-Star Recruit wäre. Diese Frage hat mich in den vergangenen Tagen und Wochen immer wieder beschäftigt und ich habe für beide Szenarien meine Colleges ausgewählt (immer vorausgesetzt, dass die entsprechende Bildungseinrichtung mich auch haben wollte, aber im Zweifel komme ich halt als Walk-On), abhängig von der Position, die ich „spiele“.

 

Da ich natürlich ein schlauer Recruit bin, suche ich mir „mein“ College nicht (nur) danach aus, wo ich die meisten Siege feiern könnte oder wo das Wetter am schönsten ist, sondern mein oberstes Kriterium ist die Frage, inwieweit das College mir dabei helfen kann, hoch gedraftet zu werden und Erfolg in der NFL zu haben. Kommen wir nun zu meiner Auswahl natürlich mit Begründungen.

 

Quarterback

5-Star Recruit: Florida State Seminoles

Die letzten drei Starting Quarterbacks der Seminoles (Christian Ponder, E.J. Manuel und Jameis Winston) waren First Round Picks. Zugegeben hatten Ponder und Manuel das nicht verdient, allerdings haben beide am College genug gezeigt, um definitiv gedraftet zu werden. Ihr aktueller Starter Deondre Francois zeigt ebenfalls bereits gute Ansätze. Diese Kontinuität zusammen mit einer immer wieder guten Offensive Line, guten Skill-Position-Spielern und einer Offense mit vielen Pro-Style-Elementen spricht für sich.

4-Star Recruit: Pittsburgh Panthers

Der letzte richtig gute Quarterback der Panthers war Dan Marino – ist also schon ein bisschen her. Nach ihm wurden nur noch zwei QBs von Pittsburgh gedraftet: Alex Van Pelt (1993, Runde 8) und Tom Savage (2014, Runde 4). Diese Bilanz spricht nicht gerade für die Panthers. Andererseits hat man in Pittsburgh aus dem „Journeyman“ Savage einen draftbaren Spielmacher gemacht und selbst Chad Voytik sah zwischenzeitlich gut aus, auch wenn er für die NFL zu limitiert ist. Aktuell darf sich Nathan Peterman versuchen und auch wenn seine Accuracy gelinde gesagt wackelig ist, bringt er sehr gute Statistiken aufs Papier. Sollte „ich“ also als Quarterback mit gutem Talent dort aufschlagen, sollte mich gutes Coaching, eine gute Offensive Line und eine Pro-Style Offense erwarten mit einer Außenseiterchance, der größte Held seit Dan Marino (und Larry Fitzgerald und Darrelle Revis) bei Pitt zu werden.

 

Running Back

5-Star Recruit: Alabama Crimson Tide

Bama-RBs sind traditionell am chronisch underperformen in der NFL. Aber mit „mir“ wird ja alles besser. Andererseits haben es Running Backs an keinem College einfacher als bei Alabama, wo die Offensive Line regelmäßig die beste Run-Blocking-Einheit des Landes ist. Dazu setzt die Offense stark auf das Run Game, weshalb man viele Chancen bekommt, sein Talent zu zeigen. Dazu wurden die letzten fünf starting Running Backs von Alabama in der ersten oder zweiten Runde gedraftet. Im gleichen Zeitraum wurden sogar zwei Backup RBs der Tide gedraftet. Setzt man sich in Tuscaloosa durch, bekommt man also definitiv seine Chance in der NFL.

4-Star Recruit: Michigan State Spartans

Mit etwas weniger Vorschusslorbeeren ausgestattet, würde ich der Konkurrenz in Alabama eher aus dem Weg gehen und mich stattdessen Michigan State anschließen wollen. Die Spartans spielen eine Pro-Style Offense und bringen Jahr für Jahr eine sehr gut gecoachte Offensive Line aufs Spielfeld. Zuletzt haben die Spartans Jeremy Langford und Le’Veon Bell hervorgebracht, beides Running Backs, die vor dem Draft mit ihrer Technik und Vision bestochen haben – das Coaching kann also nicht allzu schlecht sein.

 

Wide Receiver

5-Star Recruit: Clemson Tigers

Die Tigers haben sich in den letzten Jahren zur „Wide Receiver U“ entwickelt. In den letzten Jahren wurden DeAndre Hopkins, Sammy Watkins, Martavis Bryant und zuletzt Charone Peake gedraftet, dazu hat sich Adam Humphries als undrafted Free Agent bei den Buccaneers etabliert. Tigers Head Coach Dabo Swinney war früher selbst ein Receiver und scheint aus seinen Spielern immer wieder das Maximum herauscoachen zu können. Aktuell haben sie in Mike Williams erneut einen Spieler, der in der ersten Runde gezogen werden könnte.

4-Star Recruit: Clemson Tigers

Auch hier würde ich nach Clemson gehen. Wie man bei Spielern wie Humphries oder aktuell Hunter Renfrow sehen kann, ist es den Coaches egal, wie du zum College gekommen bist, es zählt nur, was du machst, sobald du dort bist. Solange ich mir mein Hinterteil abarbeite, bekomme ich auch meine Chance, mich zu zeigen. Die ideale Situation für Receiver.

 

Tight End

5-Star Recruit: Notre Dame Fighting Irish

Was Clemson für Wide Receiver ist, ist Notre Dame für Tight Ends. Seit 2006 wurden Anthony Fasano, John Carlson, Kyle Rudolph, Tyler Eifert, Troy Niklas und Ben Koyack gedraftet – mit Ausnahme von Koyack alle in den ersten beiden Runden. Als Tight End bei den Fighting Irish lernst du zu blocken, zu fangen und vernünftige Passrouten zu laufen. Wenn man dann noch das nötige Talent mitbringt, ist es fast schon sicher, dass man früh gezogen wird.

4-Star Recruit: Michigan Wolverines

Ähnlich wie bei Notre Dame wird in Michigan eine Pro-Style Offense gespielt. Das Laufspiel ist bei den Wolverines Trumpf. Man lernt als Tight End also, richtig zu blocken – etwas, das NFL Scouts und Coaches sehr gefallen wird. Dazu stehen die Tight Ends in der Offense durchaus im Fokus, wie man aktuell bei Jake Butt sieht. Jim Harbaugh ist gerade dabei, einen Gewinner aufzubauen, und dabei würde ich ihm gerne helfen.

 

Offensive Lineman

5-Star Recruit: Notre Dame Fighting Irish

Die Offensive Line der Fighting Irish hat in den letzten drei Jahren Chris Watt, Zack Martin, Nick Martin und Ronnie Stanley hervorgebracht. Alle vier wurden in den ersten drei Runde gedraftet. In den letzten Jahren bestach die Offensive Line von Notre Dame mit guter Technik und gute Technik in Kombination mit den körperlichen Voraussetzungen, die einen zum 5-Star Recruit machen, enden in der Regel in einem Top Ten Pick. Und genau das ist in diesem Gedankenexperiment mein Ziel.

4-Star Recruit: Vanderbilt Commodores

Als 4-Star Recruit gehe ich hier All-In in Richtung NFL-Karriere und verzichte auf die Glücksgefühle von Siegen und schließe mich Vanderbilt an. Als immer noch talentierter Spieler sollte es nicht allzu schwer sein, gleich als Freshman zum Starter aufzusteigen. Darüber hinaus kann man Woche für Woche gegen die Top Pass Rusher aus der SEC zeigen, wie gut man ist. Diese Erfahrung sollte auch bei der Umstellung zur NFL helfen. Bei Vanderbilt zu spielen ist auch kein Grund, im Draft zu fallen. Offensive Tackle Chris Williams wurde beispielsweise 200 8in der ersten Runde (Pick 14) gedraftet.

 

Interior Defensive Lineman

5-Star Recruit: Clemson Tigers

Brent Venables (Defensive Coordinator der Tigers) lässt eine Defense spielen, bei der es viel Spaß macht, zuzuschauen, aber sicher gilt auch das Gleiche, wenn man in ihr spielt. Die Defensive Linemen und insbesondere die Defensive Tackles dürfen immer wieder in die Lücken schießen, um hinter der Line of Scrimmage für Stress zu sorgen. Zuletzt standen die Defensive Ends aus Clemson deutlich stärker im Fokus der NFL Teams, andererseits sollte man als 5-Star Recruit in dieser Defense sehr gut aussehen, wie es aktuell auch Dexter Lawrence ergeht.

4-Star Recruit: Penn State Nittany Lions

Drei Defensive Liner von Penn State wurden im letzten Draft gezogen, zwei davon Defensive Tackles (Austin Johnson und Anthony Zettel). Beide Tackles hatten ihre Limitationen in Athletik (Johnson) oder Körpermaßen (Zettel), konnten aber durch Technik und Einsatz überzeugen. Auch in den Jahren davor wurden immer wieder Defensive Tackles der Nittany Lions (relativ) früh gedraftet: DaQuan Jones (2014, Runde 4), Jordan Hill (2013, Runde 3), Devon Still (2012, Runde 2) und Jared Odrick (2010, Rund 1). Sowohl aktuell als auch in den Jahren davor, haben die Coaches also gute Arbeit in der Entwicklung des Talents geleistet.

 

Edge Rusher

5-Star Recruit: Florida Gators

Die Gators stehen für Defense – aktuell haben sie gar keine andere Wahl, denn die Offense gewinnt keine Spiele gegen hochklassige Konkurrenz. Dank ihrer Defense können sie aber doch oft mithalten. Das fängt natürlich an vorderster Front an. Zuletzt haben dort Dante Fowler und Jonathan Bullard überzeugt – Bullard wurde in der dritten Runde gedraftet, Fowler mit dem dritten Pick 2015. Den Pass Rushern hilft auch die regelmäßig bockstarke Secondary der Gators.

4- Star Recruit: Louisville Cardinals

Als Edge Rusher der Cardinals waren in den letzten Jahren Marcus Smith (2014, Runde 1) und Lorenzo Mauldin (2015, Runde 3) auffällig. Marcus Smith ist ein kompletter Bust, während Mauldin als situational Pass Rusher für die Jets immer mal wieder zum Quarterback kommt. Aktuell sind es Devonte Fields und James Hearns, die primär über Außen Druck auf QBs ausüben. Louisville besitzt eine potente Offense, so dass Gegner viel passen müssen, um mitzuhalten, und die Defense der Cardinals ist insgesamt gut genug, um einen Edge Rusher gut aussehen zu lassen.

 

Linebacker

5-Star Recruit: Ohio State Buckeyes

John Simon, Ryan Shazier, Joshua Perry und Darron Lee spielten alle füe die Buckeyes und wurden in den ersten vier Runde zwischen 2013 und 2016 gedraftet. Raekwon McMillan dürfte der nächste früh gezogene Linebacker werden. Die Defense der Buckeyes gehört zu den besten des Landes und die Linebackers dürfen regelmäßig beweisen, wie vielseitig sie sind. Egal ob in Coverage, als Run Stopper oder Blitzer – Ohio States Linebackers bekommen immer wieder andere Aufgaben. So kann man sich wunderbar den NFL Teams präsentieren.

4-Star Recruit: Penn State Nittany Lions

Linebacker U. ‘Nuff said.

 

Cornerback

5-Star Recruit: Florida Gators

Die Gators bringen immer wieder Top Cornerbacks heraus. 2010 war es Joe Haden, 2016 Vernon Hargreaves. Dazwischen gab es eine Gruppe hochtalentierter Cornerbacks, die sich zuerst ihren Draftstatus und anschließend ihre NFL-Karriere kaputtgekifft haben. Aber ich bin kein Kiffer und werde auch nicht am College damit anfangen, womit ich auf der sicheren Seite bin. Aktuell haben Jalen Tabor und Quincy Wilson die Starterposten sicher, so viel Hype wie die beiden Juniors im Moment abbekommen, wäre es kein Wunder, wenn beide Positionen im nächsten Jahr neu vergeben müssten. Das wäre dann die Chance für einen 5-Star Recruit wie „mich“.

4-Star Recruit: Michigan State Spartans

Darqueze Dennard und Trae Waynes wurden 2014 beziehungsweise 2015 in der ersten Runde gedraftet. Beide überzeugten mit ihrer physischen Spielweise, die gut in der NFL ankommt. Nun ist Waynes bei Mike Zimmer gelandet, der es liebt, Cornerbacks früh zu ziehen, um sie danach nicht einzusetzen und Dennard bei Paul Guenther, der unter Zimmer gelernt hat. Das ist Pech, hat aber mit dem College nichts zu tun – insofern fiele meine Wahl auf die Spartans.

 

Safety

5-Star Recruit: Alabama Crimson Tide

Mark Barron, Landon Collins und HaHa Clinton-Dix wurden alle innerhalb der ersten 33 Picks gedraftet. Selbst Vinnie Sunseri wurde 2014 in der fünften Runde gedraftet. Safeties von Alabama sind in der NFL sehr beliebt und als 5-Star Recruit sollten die Chancen gut stehen, dass man auch früh Spielzeit bekommt.

4-Star Recruit: Connecticut Huskies

Sowohl Byron Jones als auch aktuell Jamar Summers sind vom Spielertyp her Safeties, wurden bei UConn aber auch oft als Cornerback eingesetzt. Das übt natürlich die Fähigkeiten in Man Coverage. In der heutigen NFL ist es fast schon Pflicht, dass man als Safety einen Receiver oder Tight End in Man Coverage nehmen kann und immer häufiger werden große Cornerbacks vom College zu Safeties in der NFL umgeschult. Bereits beide Positionen vom College her zu kennen, ist für einen NFL Prospect beinahe unbezahlbar.

One comment

  1. JoffreyG /

    Sehr schöner Artikel! Als Edge Rusher würde ich mir auch noch Missouri überlegen. Die haben ja in den letzten Jahren viele hohe Picks rausgebracht und jetzt scheint mit Charles Harris auch wieder ein relativ hoher Pick in den Startlöchern zu stehen.