Die Stars von morgen schon heute

Draftrückblick 2014: New England Patriots

Die New England Patriots sind in der letzten Saison erst im AFC Championship Game, ein Spiel vor dem Super Bowl, gescheitert. Dabei hatten sie einiges an Verletzungspech. In Vince Wilfork und Tommy Kelly fielen ihre beiden Starting Defensive Tackles verletzt aus, dazu kamen noch Linebacker Jerod Mayo, Receiver Danny Amendola, Tight End Rob Gronkowski und Right Tackle Sebastian Vollmer. Trotzdem konnte man die Saison fast erfolgreich abschließen. Nichtsdestotrotz investierten die Patriots in der Offseason großes Geld, um Cornerback Darrelle Revis zu verpflichten und Receiver Julian Edelman zu halten. Im Draft hatten sie den 30. Pick.

 

Dort holten sie sich Tiefe für die Defensive Line in DT Dominique Easley von Florida – einer der besten Spieler in diesem Draft. Der Haken? Er kommt gerade von seinem zweiten Kreuzbandriss in drei Jahren zurück, einer im linken Knie, einer im rechten. Es ist fraglich, wie fit er in die kommende Saison geht und wie lange es dauern wird, bis er wieder verletzt ist. Wenn er fit ist, ist er ein explosiver, dynamischer Defensive Tackle, der eine Offense fast im Alleingang auseinandernehmen kann. Am College war kein Blocker dazu in der Lage, ihn alleine zu stoppen. Er spielt immer mit hohem Einsatz und man kann ihm ansehen, wie viel Spaß er auf dem Feld hat. Sollte er länger fit bleiben, haben sich die Patriots sich hier einen Superstar gezogen.

 

In der zweiten Runde wählten die Patriots QB Jimmy Garoppolo von Eastern Illinois. Der Small-School-Quarterback hat in der FCS dominiert. Er ist ein guter Athlet mit einem sehr schnellen Release und der Fähigkeit, die Defense zu lesen. Er hat keinen Raketenarm, aber mehr als genug Kraft, um in der NFL ein Starter zu werden. Bei den Patriots sollte er Ryan Mallett als Backup hinter Tom Brady verdrängen, weshalb sich auch hartnäckig Gerüchte halten, nach denen Mallett in diesem Sommer noch getradet wird. Garoppolo kann in New England zunächst auf der Bank sitzen, sich an die NFL gewöhnen und von einem der besten Quarterbacks der NFL-Geschichte lernen. Wenn Brady, der im August 37 Jahr alt wird, seine Karriere in zwei bis drei Jahren beenden möchte, kann „Jimmy G“ als Starter übernehmen.

 

In der dritten Runde tradeten die Patriots runter, ein eigentlich überfälliger Move, bedenkt man die Tradewilligkeit von Bill Belichick und Co. So hatten sie ihren nächsten Pick Anfang der vierten Runde und einen zusätzlichen Sechstrundenpick. Mit dem ersten Viertrundenpick zogen sie C Bryan Stork von Florida State. Ryan Wendell, zuletzt ihr Starting Center, spielte die schlechteste Saison seiner Karriere und brachte die Fans der Patriots und Tom Brady zum Verzweifeln. Stork zeigte bei den Seminoles keine überragenden Leistungen, aber er bringt eine gute Größe mit und die Erfahrung, zwei Jahre lang Starter in einer sehr guten Offensive Line gewesen zu sein. Als Viertrundenpick muss er aber auch nicht direkt als Starter einsteigen, er stellt aber direkt eine Alternative dar.

 

Mit ihrem nächsten Viertrundenpick wählten die Patriots RB James White von Wisconsin. White war am College der Change-of-Pace Back hinter Monte Ball bzw. Melvin Gordon. Diese Rolle sollte er auch bei den Patriots einnehmen. Letzte Saison hatte man in New England keinen klaren Nummer-eins-RB. Stevan Ridley, Shane Vereen, LeGarrette Blount und Brandon Bolden bekamen alle relativ gleich viele Snaps. Nach dem Abgang von Blount zu den Steelers sollte White entsprechend seine Snaps bekommen.

 

Mit ihrem Compensatory Pick am Ende der vierten Runde zogen die Patriots OT Cameron Fleming von Stanford. Dort hat er als Right Tackle gespielt und mehr wird er wohl auch in der NFL nicht tun. Er ist ein sehr kräftiger, dafür aber unbeweglicher Blocker, dessen Stärke im Run Game liegt. Bei den Patriots wird er vermutlich den Backup hinter dem leider immer wieder verletzten Sebastian Vollmer geben.

 

In der sechsten und siebten Runde wählten die Patriots OG Jon Halapio von Florida, der sehr beweglich ist, aber an seiner Kraft und Technik noch arbeiten muss, DE Zach Moore von Concordia (MN), ein Small-School-Spieler mit guter Athletik, der technisch aber noch viel zu lernen muss, DB Jemea Thomas von Georgia Tech, ein vielseitig einsetzbarer, aber etwas klein gewachsener Cornerback/Safety, und WR Jeremy Gallon von Michigan, ein sehr kleiner, aber explosiver Slot Receiver.

 

Mit den ersten beiden Picks waren viele Fans der Patriots nicht zufrieden. Easley stellt ein Risiko dar – im schlimmsten Fall wird er kaum ein Spiel für die Patriots bestreiten. Garoppolo ist eine Investition in die Zukunft, der in den nächsten zwei bis drei Jahren kaum das Feld sehen wird. Stork fühlte sich wie ein panikbedingter Reach an, nachdem die ersten drei Center vom Board waren. Anstelle von White hätte man vielleicht einen talentierteren Runner mit mehr Upside finden können. Der Draft schreit nicht gerade nach „win now“, sondern eher nach „keep winning later“. Ob man mit dieser Strategie Tom Brady noch einen weiteren Super-Bowl-Ring schenken kann, wird sich zeigen. Auf lange Sicht sollte es aber gut ausgehen.

One comment

  1. duncan21 /

    Mit dem Draft bin ich ganz zufrieden.

    Easley ist ein großes Risiko, aber die Ärzte werden sich seine Knie ganz genau angesehen haben. So einen riskanten Pick kennt man von Bill Belichick gar nicht.

    Mit etwas Verzögerung finde ich den Garoppolo Pick super. Unser Nachfolger für Brady und er kann sich von ihm auch noch einiges abgucken. Im ersten Moment hatte ich mich geärgert warum wir nicht einen Spieler holen, der sofort helfen könnte (Nix, Fiedorowicz z.B.)

    Der obligatorische Trade kam in der dritten Runde. Mit Stork und White bin ich nicht zufrieden, aber setze da mal auf Belichick.

    Fleming wird wohl leider als Backup für den oft verletzten Vollmer viel Spielzeit bekommen. Der Rest sagt mir nicht viel.