Die Stars von morgen schon heute

Draftrückblick 2014: Atlanta Falcons

Unser Draftrückblick zieht weiter in die NFC South, in der die Atlanta Falcons die schlechteste Bilanz hatten und somit als erstes auswählen durften. Das kam etwas überraschend, da man vor der Saison als Kandidat für den Super Bowl gehandelt wurde. Aber enttäuschende Leistungen auf beiden Seiten der Line und einige Verletzungen sorgten für den Absturz und eine Bilanz von 4-12. Damit hielten sie in der ersten Runde den sechsten Pick.

 

Mit diesem Pick wählten sie OT Jake Matthews von Texas A&M. Nach dem Draft wurde bekannt, dass Matthews von Anfang an der Wunschspieler in Atlanta war. Man hatte sogar mit den Jaguars verhandelt, um hochzutraden, aber die Jags haben am Ende noch einen Rückzieher gemacht, um ihren Quarterback zu ziehen. Doch auch ohne den Tausch nach oben bekamen die Falcons ihren Mann – und den haben sie dringend nötig. Left Tackle Sam Baker bekam im letzten Frühjahr einen neuen, dicken Vertrag, spielte dann zu Saisonbeginn aber enttäuschend schwach, bevor er mit einer Knieverletzung nur noch ein Spiel zwischenzeitlich bestreiten konnte. Sein Ersatz, Lamar Holmes, der eigentlich der Right Tackle sein sollte, spielte nicht besser. Das große Problem der Offense war sowieso das schwache Spiel der Line. In der Free Agency holte man bereits Guard Jon Asamoah aus Kansas City, nun folgte im Draft Matthews. Er wird wohl zunächst auf der rechten Seite zum Einsatz kommen, wo er auch den Großteil seiner College-Zeit gespielt hat, während Baker noch eine Chance auf der linken Seite bekommt. Wenn Baker sich aber nicht steigert, dürfte Matthews ab der kommenden Saison auf Left Tackle wechseln. Matthews galt unter den Top Tackles in diesem Draft als der „sichere“ Pick. Er ist als Sohn des Hall-of-Famers Bruce Matthews mit einem späteren Coach als Vater aufgewachsen und das sieht man seinem Spiel an. Er ist technisch sehr sauber und wirkt fast schon wie ein Veteran auf dem Platz. Er bringt nicht die krasse Upside mit, wie es Greg Robinson tut, kann aber trotzdem in einen sehr guten NFL-Spieler entwickeln.

 

In der zweiten Runde halfen die Falcons ihrer anderen Line mit dem Pick von DE Ra’Shede Hageman von Minnesota. Der große (6‘6‘‘, 310 lbs) Spieler bringt die idealen körperlichen Voraussetzungen mit, um als End in einer 3-4 Defense aufzulaufen. Er ist kräftig und ein sehr guter Athlet, aber aus der ersten Runde rausgefallen, weil er es nur selten schaffte, seine körperliche Dominanz in dominantes Spiel umzumünzen. Es gab vor dem Draft mehrere Berichte, die seinen Eifer und seine Liebe zum Spiel anzweifelten. In die neue Defense der Falcons sollte er sehr gut reinpassen. In der Free Agency konnte man den Plan erkennen, die Defense in eine 3-4 umzuwandeln. Mit den Verpflichtungen von DE Tyson Jackson und NT Paul Soliai und nun Hageman hätten sie eine mindestens vernünftige Dreierfront beisammen. Der Pick von Hageman ist ein klarer Risk/Reward-Pick. Wenn er wirklich so trainingsfaul und nicht zu motivieren ist, wie manche vermuten, dann wird er nicht lange beim Team bleiben. Wenn er aber hart an sich arbeitet und eine professionelle Einstellung an den Tag legt, kann er zu einem der besten Spieler der NFL werden.

 

In der dritten Runde wählten die Falcons S Dezmen Southward von Wisconsin. Nach seinem Pro Day, wo er starke Werte in den Athletikübungen zeigte (unter anderem 4,38 Sekunden über 40 Yards und 42 Zoll Vertical Jump), bekam er sehr viel Hype ab. Er hat erst in seinem letzten Jahr an der High School mit dem Footballspielen angefangen und ist entsprechend noch unerfahrener als andere Spieler im Draft. Ich hab ihn nicht genauer spielen gesehen, daher kann ich keine genaueren Angaben zu seinem Spiel machen. Die Falcons haben nach der Saison ihren einen Starting Safety, Thomas DeCoud, nach einer grauenhaften Saison entlassen und auf der Suche nach einem Nachfolger scheint ihnen Southward gefallen zu haben. Er wird auf jeden Fall die Chance bekommen, sich den Posten als Starter zu verdienen.

 

In der vierten Runde hatten die Falcons zwei Picks. Mit dem ersten zogen sie RB Devonta Freeman von Florida State. Der im letzten Jahr geholte Steven Jackson konnte nicht wirklich überzeugen. Er verpasste vier Spiele verletzt und konnte in keinem Spiel 100 Yards oder mehr erlaufen. In Freeman hat man in Atlanta nun eine gute Alternative. Er ist ein sehr vielseitiger Back, der mit Power durch die Mitte oder Agilität über Außen laufen. Er ist ein guter Pass Protector und Receiver. Seine beste Eigenschaft ist aber seine Übersicht. Er findet immer wieder Laufwege, wo andere einfach kopflos in die Defense reinlaufen würden. Er ist ein kompletter, wenn auch nicht überragender Running Back, der einen soliden bis guten Starter in der NFL geben könnte. In Anbetracht von Jacksons Alter ist vermutlich auch geplant, dass Freeman in ein bis zwei Jahren die Rolle als Starter übernimmt.

 

Mit einem Compensatory Pick am Ende der vierten Runde entschieden die Falcons sich für OLB Prince Shembo von Notre Dame. Er wird vermutlich als Pass Rusher in der 3-4 Defense eingesetzt, in der gleichen Rolle, die er am College gespielt hat. Allerdings besitzt er nicht die idealen Maße für die Position. Er misst lediglich 6‘1‘‘, macht das aber mit einer guten Athletik und Kraft wieder wett. Er muss aber noch an seiner Technik arbeiten, um regelmäßiger an Blockern vorbeizukommen. Den Falcons sollte er als Pass Rusher aber helfen können. Als Team bekamen sie von Pro Football Focus die schlechteste Bewertung in der Kategorie Pass Rush. Die beste Benotung eines einzelnen Spielers bekam letztes Jahr MLB Akeem Dent mit einer 1,1 (womit er den ligaweit 114. Platz belegte). Jeder Spieler, der ungefähr weiß, wo der Quarterback steht, sollte dieser Defense helfen können. Vermutlich wird Shembo zunächst aber nur als Rotationsspieler seine Einsatzzeit sehen.

 

In den Runden fünf und sieben (die Falcons gaben ihre eigenen Sechst- und Siebtrundenpicks an die Vikings für einen Fünftrundenpick ab) holten sich die Falcons noch CB Ricardo Allen von Purdue, ein „high energy“ Slot Cornerback, ILB Marquis Spruill von Syracuse, ILB Yawin Smallwood, ein athletisch limitierter, aber sehr intelligent spielender Linebacker, und OLB Tyler Starr von South Dakota, ein weiterer Pass Rusher.

 

In der ersten Runde zogen die Falcons also einen sehr guten und dringend benötigten Spieler mit wenig Downside, in den Runden zwei und drei dafür zwei Defense-Spieler mit höherem Bust-Potential. Die Picks von Freeman und Shembo in der vierten Runde gefielen mir gut, Allen und Smallwood könnten sich als Steals herausstellen. Da ich nach meinem Board keinen Reach in diesem Draft sehe (Southward hatte ich eben nicht bewertet), gefällt mir der Draft wirklich gut und wenn sich die neu formierten Lines schnell zurechtfinden, denke ich, dass die Falcons im Herbst und Winter wieder um die Playoffs mitspielen werden.

3 comments

  1. Gamecock /

    Seltsam, dass die Jags nicht auf das Trade-Angebot eingegangen sind… Bortles hätten Sie mit Sicherheit auch an #6 bekommen, das Ganze dazu noch ca. 4 Mio $ günstiger. Selbst wenn nach Ihnen die Browns oder Raiders (unwahrscheinlich) Bortles gezogen hätten, wär zum “Trost” immerhin noch Bridgewater dagewesen. Andere Teams wären für nen QB nicht so weit nach oben getradet. 3 Plätze nach unten- gegen nen ordentlichen Gegenwert – eigentlich ein No-Brainer-Trade.

    • Roman John /

      Die Jaguars hatten sich das auch gedacht, allerdings wollten sie unbedingt Bortles und keinen anderen Quarterback (warum auch immer). Am Ende war ihnen das Risiko zu groß, dass ein anderes Team ihnen Bortles vor der Nase wegschnappen könnte.

  2. Christian Schimmel /

    Das Gerücht hielt sich hartnäckig, dass Cleveland wohl auch ein Auge auf Bortles geworfen hatte. Wenn ich meinen QB will muss ich alles dafür tun um ihn zu bekommen. Von daher war das aus Franchise-sicht schon der richtige Move. Meine Meinung zu Bortles ist ja bekannt.