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Draftrückblick 2014: Washington Redskins

Neben unserem Draft-Rückblick in gesprochener Form, soll es das Ganze auch für die eher hörfaulen bzw. lesefleißigen Fans des Drafts in geschriebener Form geben. Dabei behalten wir die Reihenfolge aus unserem Podcast bei und beginnen mit der NFC East und dort mit den Washington Redskins.

 

In der ersten Runde hatten sie keinen Pick – ein Überbleibsel des RG3-Trades von 2012. Besonders schade aus Sicht der Redskins, dass es der Second Overall Pick gewesen wäre. Man hatte zum Zeitpunkt des Trades natürlich gedacht, dass man eher um die Playoffs als um den ersten Pick spielen würde. Dumm gelaufen. Aber kommen wir zum Draft.

 

In der zweiten Runde kamen die Cowboys mit einem sehr guten Angebot daher und die Redskins tradeten runter. So bekamen sie einen zusätzlichen Drittrundenpick. Mitte der zweiten Runde zogen sie dann OLB Trent Murphy von Stanford. Ein aus meiner Sicht sehr überraschender Pick. Es scheint, als würde man in Washington davon ausgehen, einen ihrer beiden Starter langfristig nicht halten zu wollen. Brian Orakpo spielt kommende Saison unter dem Franchise Tag, Ryan Kerrigans Vertrag wurde dieses Frühjahr per Teamoption bis 2016 verlängert. Bedenkt man die konstant guten Leistungen von Orakpo und die Länge von Kerrigans Vertrag (und Kerrigan ist auch kein Schlechter), wird Murphy frühestens 2016 zum Starter aufsteigen.

Wie Murphy in das System der Redskins passt, ist für mich das nächste Fragezeichen. Ich sah ihn eher als Defensive End in einer 4-3 Defense. In Coverage sah er bei Stanford nie gut aus. Zu hüftsteif und unbeweglich, um rechtzeitig da zu sein, wo er sein musste. Orakpo und Kerrigan haben letzte Saison beide etwa ein Achtel ihrer Snaps in Coverage gespielt – es wird also regelmäßig von ihnen verlangt. Darüber hinaus ist er ein klassischer „Overachiever“, der besser gespielt hat, als er es eigentlich ist. Seine 15 Sacks waren letzte Saison die meisten aller College-Spieler, doch kamen viele gegen Quarterbacks, die den Ball zu lange hielten, oder Offensivschemen, die keinen Blocker für ihn vorsahen. Er spielt aber immer mit hohem Einsatz und ist sehr kräftig. Um in der NFL knstant zu Sacks zu kommen, muss er aber noch daran arbeiten, seine Arme beim Pass Rush besser einzusetzen.

 

Zu Beginn der dritten Runde zogen die Redskins OT Morgan Moses von Virginia – ein Pick, den Christian und ich nur loben konnten. Wir beide sahen Moses als potentiellen Erstrundenpick. Als eher massiger Offensive Tackle ist er erstaunlich leichtfüßig und technisch beschlagen genug, um direkt in der NFL als Starter bestehen zu können. Bei den Redskins wird er spätestens nächste Saison Tyler Polumbus als Right Tackle ersetzen. Auf der linken Seite ist an Trent Williams kein Vorbeikommen. Aus welchen Gründen auch immer ist Moses in die dritte Runde gefallen – die Redskins und vor allem Robert Griffin wird es freuen.

 

Als zweiten Spieler in der dritten Runde zogen die Redskins OG Spencer Long von Nebraska. Er ist nicht immer der sicherste in Pass Protection, dafür aber ein kräftiger Run Blocker. Ob er direkt zum Starter aufsteigen wird, ist noch nicht klar. Chris Chester und Shawn Lauvao scheinen seine ärgsten Konkurrenten zu sein. Beides Spieler, die letztes Jahr enttäuscht haben. Mit Long und Moses haben sich die Redskins gleich zwei neue O-Liner geholt, die vom Typ her nicht wirklich in ein Zone-Blocking Scheme passen. Daher unsere Vermutung, dass Neu-Head Coach Jay Gruden von diesem Offensivsystem abweichen will.

 

In der vierten Runde entschied man sich für CB Bashaud Breeland von CLemson. Ein athletisch etwas limitierter, dafür aber kräftiger und mit guter Physis spielender Cornerback. Gegen den Lauf hilft er immer mit viel Einsatz und guten Tacklings, dazu ist er ein guter Press-Cornerback. Mit dem alternden DeAngelo Hall, dem zuletzt in Oakland enttäuschenden Tracy Porter, sowie dem ebenso enttäuschenden „Ex-Rookie“ David Amerson auf Cornerback hat Breeland gar nicht mal so schlechte Chancen, gleich in seinem ersten Profijahr viel Einsatzzeit zu sehen.

 

Von den späteren Picks ist hauptsächlich RB Lache Seastrunk von Baylor interessant. Bei den O-Linern, die eher nicht zum Zone-Blocking geeignet sind, holten die Redskins in der sechsten Runde einen Running Back, der perfekt in ein Zone-Blocking Scheme passt. Seastrunk zeigt eine gute Geduld, wartet, bis sich eine Lücke öffnet und schießt dann nach vorne. Im Open Field ist er ein verdammt gefährlicher Runner. Es wird spannend zu sehen, wie viel Einsatzzeit er hinter Alfred Morris sehen wird.

 

Insgesamt würde ich den Draft der Redskins als solide einschätzen. Es gibt Picks, die mich überrascht haben, sei es die Position oder der Spieler, der gewählt wurde. Auf der anderen Seite haben sie sich Moses, Breeland und Seastrunk deutlich später geholt, als ich sie gesehen hatte – aus meiner Sicht also „Steals“.