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Draftrückblick 2014: Tampa Bay Buccaneers

Der Draftrückblick geht weiter in der NFC South, wo wir bei den Tampa Bay Buccaneers angelangt sind. Diese waren als Geheimtipp auf die Divisionskrone gestartet, bevor das Team scheinbar komplett auseinanderbrach und nur vier Siege zustande brachte. Es gab den Trainerwechsel, Lovie Smith kam, und das Team wurde in der Free Agency bereits ordentlich umgekrempelt, gerade in der Offensive Line. In der ersten Runde des Drafts hielten sie den siebten Pick.

 

Dort wählten sie WR Mike Evans von Texas A&M. Von seinen körperlichen Voraussetzungen und seiner Spielweise her erinnert er stark an Vincent Jackson, der bereits in Tampa spielt. Zusammen bilden sie ein dynamisches, großgewachsenes Duo, dass schon mehrfach als „Twin Towers“ bezeichnet wurde. Am College zeichnete Evans sich hauptsächlich dadurch aus, dass Johnny Manziel seine Pässe einfach nur hoch und weit in seine generelle Richtung werfen musste und er machte schon das Play. Wer auch immer bei den Bucs der Starting Quarterback wird, er wird sich über seine Anspielstationen sehr freuen. Josh McCown spielte bereits letztes Jahr in Chicago mit einem ähnlich großen Receiver-Duo in Brandon Marshall und Alshon Jeffery zusammen und Glennon hat bereits am College seinen kräftigen Arm gerne dazu benutzt, lange Bomben rauszuhauen, in der Hoffnung, dass seine Receiver um den Ball kämpfen. Dies war ein Pick, der nach Mike Williams‘ Abgang viel Sinn machte und mir auch vom Value her sehr gefiel.

 

In der zweiten Runde holten die Bucs sich die nächste große Anspielstation für die Offense in TE Austin Seferian-Jenkins von Washington. In der Free Agency verpflichtete man bereits den in New York enttäuschenden Brandon Myers, Seferian-Jenkins sollte aber die langfristigere Lösung darstellen. Allerdings ist der Pick mit einer ordentlichen Portion Risiko ausgestattet. So talentiert ASJ auch ist, auf dem Spielfeld wirkte er oft lustlos und brachte nicht immer volle Leistung. Als Spielertyp ist er eine Mischung aus Receiver und Blocker. Insgesamt muss er noch an seiner Technik im Blocking und Route Running arbeiten, kann sich aber in einen sehr guten Tight End entwickeln. Seferian-Jenkins in der zweiten Runde zu ziehen, halte ich nicht für zu früh, allerdings hätte ich Jace Amaro vorgezogen.

 

In Runde drei zogen die Buccaneers RB Charles Sims von West Virginia. Dies war ein Pick, der mir im ersten Moment nicht wirklich klar werden wollte. Als mir dann aber einfiel, dass Lovie Smith der neue Head Coach in Tampa ist, kam doch das Aha-Erlebnis. Smith hatte in Chicago Erfolg mit RB Matt Forte, den man in der Offense sehr flexibel einsetzen kann. Sims erinnert in seiner Spielweise sehr an Forte. Seine College-Karriere begann er in Houston, wo er auch oft als Receiver eingesetzt wurde. Bei West Virginia entschieden die Coaches, das weiterhin zu tun. Sims ist ein dynamischer Runner, den man durch die Mitte oder auch über Außen laufen lassen kann. Er kann, wie angesprochen, sehr gut Routen laufen und Pässe fangen, ist aber auch in Pass Protection einer der besten Backs dieser Draftklasse. Theoretisch ist er ein Running Back, den man nie vom Feld nehmen muss – wie auch Doug Martin. Der Erstrundenpick aus 2012 spielte eine überragende Rookie-Saison, startete letztes Jahr aber enttäuschend, bevor er mit einer Schulterverletzung ausfiel. Es wird spannend, zu sehen, wie die Coaches die Snaps zwischen den beiden aufteilen. Von Sims bin ich ein großer Fan geworden. Ich hielt ihn für den besten Running Back im Draft und in der dritten Runde sehe ich dies als einen starken Pick an.

 

In der vierten Runde hatten die Buccaneers keinen Pick, wegen des Darrelle-Revis-Trades. In der fünften Runde zog man sich zwei Spieler für die Offensive Line: OG Kadeem Edwards von Tennessee State und OT Kevin Pamphile von Purdue. Beide bringen ein gewisses Maß an Upside mit, müssen aber noch viel lernen, um in der NFL zu bestehen. Für Pamphile sind die Bucs einen Trade eingegangen, bei dem sie ihren Siebtrundenpick zusammen mit ihrem Fünftrundenpick aus dem nächsten Jahr abgaben. In der sechsten Runde entschieden die Buccaneers sich für WR Robert Herron von Wyoming. Herron ist ein Speedster, der der Offense und vermutlich auch dem Return Game eine weitere Dimension geben kann.

 

Der Draft der Buccaneers gefällt mir ganz gut. Evans und Sims sind meiner Meinung nach hervorragende Spieler, die dem Team sofort und in Zukunft weiterhelfen sollten. Seferian-Jenkins stellt ein Risiko dar, kann sich aber gut entwickeln und in der zweiten Runde war das Risiko vertretbar. Die beiden Fünftrundenpicks geben dem Team Tiefe in der Offensive Line, wo man in diesem Frühjahr einige Umbaumaßnahmen vorgenommen hat. Herron bietet ein gutes Speed-Element. Es ist kein Pick dabei, bei dem mein Unterbewusstsein „Reach!“ schreit. Insofern hätte ich als Buccaneers-Fan ein gutes Gefühl.