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Draftrückblick 2014: San Diego Chargers

Das vorletzte Mal gibt es unseren Draftrückblick 2014. Heute sind die San Diego Chargers an der Reihe – Christians Team. Diese rutschten am letzten Spieltag durch einen Sieg, beziehungsweise durch ein verschossenes Field Goal von Chiefs-Kicker Ryan Succop in die Playoffs ein. Dort schlugen sie in der ersten Runde die Cincinnati Bengals, um in der Divisional Round gegen die Denver Broncos auszuscheiden. In der ersten Runde des Drafts hielten sie den 25. Pick.

 

Mit diesem wählten sie CB Jason Verrett von Texas Christian (TCU). Schon vor dem Draft hatte Christian Verrett als einen seiner Wunschspieler für die Chargers genannt. Verrett ist nur 5‘9‘‘ groß, ansonsten aber ein verdammt guter Cornerback. Wäre er zwei bis drei Zoll größer, wäre er vermutlich der erste Cornerback in diesem Draft gewesen. So fiel er aber ans Ende der ersten Runde und die Chargers dürfte es freuen. Er ist ein extrem vielseitiger Cornerback, der in Press-Man, Off-Man oder Zone Coverage spielen kann, er ist gut gegen den Lauf und ein sehr guter Athlet. Ein wenig macht er seine geringe Größe durch seine starke Sprungkraft wett. Eine Konstante in der letzten NFL-Saison war Christian, der sich jeden Sonntag über die löchrige Pass-Abwehr der Chargers aufregte. Ein Eric Weddle macht noch keinen Frühling, oder so ähnlich. Entsprechend sollte Verrett gleich von Beginn an viel Einsatzzeit sehen. Im schlechtesten Fall sehe ich in ihm einen sehr guten Slot-Cornerback. Dazu hat er neuerdings in Brandon Flowers (ist auch 5‘9‘‘) einen Mitspieler, der ihm wunderbar erklären kann, wie man als kleiner Cornerback in der NFL Erfolg hat. Aus meiner Sicht ein sehr guter Pick, bei dem Need auf Value trifft.

 

In der zweiten Runde sind die Chargers dann nach oben getradet. Um von 57 auf 50 zu kommen, gaben sie ihren Viertrundenpick ab. Mit ihrem neu erworbenen Pick zogen sie OLB Jeremiah Attaochu von Georgia Tech. Am College spielte Attaochu zu Beginn als Outside Linebacker in einer 3-4 Defense, im letzten Jahr wechselte die Defense auf eine 4-3 und Attaochu auf Defensive End. Beim Senior Bowl sollte er dann auch als End auflaufen (es wird die ganze Zeit in einer 4-3 gespielt), lehnte das aber ab, um sich als Linebacker zu präsentieren. Entsprechend war klar, dass er von einem 3-4 Team gezogen würde – wie die Chargers es sind. Attaochu in der Mitte der zweiten Runde zu ziehen, ist in Ordnung – da hatte ich ihn auch auf meinem Board. Musste man für ihn dann hochtraden? Ich sage ja. Denn nach Attaochu hatte ich den nächsten Pass Rusher, der als OLB in einer 3-4 spielen könnte, in der vierten Runde. So gesehen war er der „letzte Mohikaner“ und um Hilfe im Pass Rush zu bekommen, hatten die Chargers keine andere Wahl, als eben hochzutraden. Teams wie die Cardinals, Packers oder Titans hätten ihnen sonst den Wunschspieler vor der Nase wegschnappen können. Der Pass Rush bei den Chargers sah letzte Saison eher mau aus. Kein Spieler konnte mehr als sechs Sacks erzielen. Eine große Hoffnung ist dabei der ehemalige Erstrundenpick Melvin Ingram, der in der letzten Saisonvorbereitung einen Kreuzbandriss erlitt. Neben Ingram besitzen die Chargers noch den sehr erfahrenen Dwight Freeney, dessen letzte Saison durch eine Muskelverletzung im Oberschenkel nach vier Spielen beendet wurde. Von ihm kann Attaochu wunderbar lernen und spätestens im nächsten Jahr als Starter übernehmen. Wenn Attaochu einschlägt und Ingram seinen Erstrundenstatus bestätigen kann, hätten die Chargers ein junges und sehr gutes Duo auf Outside Linebacker zusammen.

 

In der dritten Runde entschieden sich die Chargers für OG Chris Watt von Notre Dame. Nach zwei Picks, die mir sehr gut gefielen, konnte ich mich mit diesem Pick nicht anfreunden. Watt sah ich erst in der sechsten Runde, weshalb er mir in der dritten Runde deutlich zu früh kam. Er war mir am College zu hüftsteif, mit zu wenig Kraft spielend und technisch zu schwach, um in der NFL als Starter in Betracht gezogen zu werden. Mir gefiel seine Übersicht und Spielintelligenz, entsprechend scheint Hopfen und Malz noch nicht komplett verloren zu sein. Neben der Pass Defense auf der einen Seite des Balles war die Offensive Line auf der anderen Seite die große Schwachstelle bei den Chargers. Gerade Jeromey Clary, der Right Guard, wurde in der Bewertung von Pro Football Focus zerrissen. Watt ist die einzige Neuverpflichtung (undrafted Free Agents ausgenommen) in der Offensive Line, entsprechend wird es an ihm sein, die Einheit zu verbessern. Dass er es schafft, wage ich zu bezweifeln.

 

In den Runde fünf bis sieben zogen die Chargers NT Ryan Carrethers von Arkansas State, RB Marion Grice von Arizona State und WR Tevin Reese von Baylor. Carrethers ist ein Small-School-Spieler, der eine Alternative zu Cam Thomas, Sean Lissemore und Kwame Geathers darstellen könnte. Grice ist sogar mein Lieblingspick der Chargers in diesem Draft. Extrem vielseitig einsetzbar hatte ich ihn in der dritten Runde auf meinem Board. Reese ist ein kleiner Speedster, der ein Liebling von Cowboys-Schreiber Nick Eatman ist.

 

Wäre der Watt-Pick in der dritten Runde nicht gewesen, würde ich den Draft der Chargers komplett abfeiern. Verrett und Attaochu sollten spätestens nächstes Jahr Starter sein, Grice könnte eine Late-Round-Überraschung werden und Reese kann als Deep Threat eine günstigere Alternative zu Eddie Royal (sein Vertrag läuft nächstes Jahr aus) darstellen. Grundsätzlich sollte man aber Watt die Chance geben, sich zu beweisen und vielleicht haben die Chargers-Offiziellen mehr Ahnung als ich.