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Draftrückblick 2014: Pittsburgh Steelers

Unser Draftrückblick geht weiter durch die AFC North und ist bei den Pittsburgh Steelers angekommen. Kaum ein anderes Team in der NFL setzt so sehr auf Kontinuität wie die Steelers es tun und sie haben damit immer wieder Erfolg. Zuletzt haben die Leistungen nachgelassen, was insbesondere an der Defense lag – dem einstigen Aushängeschild. Doch die Leistungsträger der vergangenen Jahre sind mittlerweile etwas in die Jahre gekommen oder nicht mehr Teil der Mannschaft und einige Junge Spieler, von denen man Großes erwartet hatte, enttäuschten. So erreichte man in der abgelaufenen Saison nur eine 8-8-Bilanz und durfte in der ersten Runde an 15. Stelle picken.

 

Dort entschieden sich die Steelers für ILB Ryan Shazier von Ohio State. Shazier ist von allen Linebackern in dieser Draftklasse der beste Athlet und er sollte der Defense auf jeden Fall mehr Speed verleihen. Sein Problem am College war aber, dass er sich zu leicht blocken ließ und sich dann von seinen Blocks fast nie lösen konnte. Daran wird er noch arbeiten müssen. Wenn er es aber schafft, kann er einer der besten Linebacker in der NFL werden, denn eine Athletik wie seine findet man nur sehr selten. Wenn er seine große Schwäche aber nicht abstellen kann, besteht die absolut wahrscheinliche Möglichkeit, dass er ein Bust sein wird. Bei den Steelers wird er wohl der zweite Inside Linebacker neben Lawrence Timmons sein. Diese Position war in der letzten Saison eher schlecht besetzt und Shazier sollte entsprechend als Erstrundenpick direkt starten.

 

In der zweiten Runde wählten die Steelers DE Stephon Tuitt von Notre Dame. In weiterer Spieler für die Defense, ein weiterer guter Athlet. Tuitt bringt ideale Voraussetzungen mit, um in einer 3-4 Defense als End aufzulaufen. Er ist groß und kräftig, hat lange Arme und zählt zu den besten Athleten in der Defensive Line. Allerdings konnte er sein Potential am College nur sehr wenig abrufen. Gerade sein langsamer Get-Off nach dem Snap hat ihm oft einen Nachteil im Kampf gegen die Blocker beschert. In diesem Frühjahr haben die Steelers zwei Defensive Ends in Brett Keisel (Karriereende) und Ziggy Hood (Jaguars) verloren, so dass Tuitt direkt zum Starter aufsteigen sollte. Wie bei Shazier kann er sich zu einem der Top-Spieler auf seiner Position entwickeln, aber genauso kann er in der Mittelmäßigkeit versinken. Es hängt davon ab, ob er es endlich schafft, sein Potential auch aufs Feld zu bringen.

 

Am Ende der dritten Runde hatten die Steelers einen Compensatory Pick, mit dem sie RB Dri Archer von Kent State auswählten. Der Speed-Zwerg hat bei der Combine die zweitschnellste Zeit über 40 Yards seit Einführung der elektronischen Messung hingelegt und er wird der Offense und vermutlich auch dem Return Game ein Speed-Element geben. Als dauerhaften Running Back kann man ihn bei seinem eher schmächtigen Körperbau nicht sehen, daher wird es interessant, zu sehen, wie man ihn einsetzen will. Er kann als Receiver aufgestellt werden und man wirft ihm Screen-Pässe zu oder er kommt per End-Around bzw. Jet Sweep zum Einsatz. Irgendwie sollte man den Ball in seine Hände und ihn ins Open Field bekommen – da ist er dann brandgefährlich.

 

In der vierten Runde zogen die Steelers einen weiteren guten Athleten – hier zeichnet sich so langsam ein Muster ab. Die Wahl fiel auf WR Martavis Bryant von Clemson. Auch er stellt ein recht großes Risiko dar, wobei er, wie schon die vor ihm gepickten Spieler, sehr gute Anlagen mit sich bringt. Er ist groß (6‘4‘‘) und dabei recht schnell (4,42 Sekunden über 40 Yards) – eine üble Kombination, wenn man ihn verteidigen soll. Allerdings hat er am College erst in seinem letzten Jahr bessere Leistungen gezeigt und er war nur deshalb Starter, weil ein anderer Spieler die Saison verletzt verpasste. Er hat noch keine Ahnung von Route Running, seine Fanghände sind nicht die sichersten und er könnte generell mit mehr Einsatz zu Werke gehen. In der vierten Runde ist er das Risiko aber definitiv wert.

 

In der fünften Runde zogen die Steelers CB Shaquille Richardson von Arizona und OT Wesley Johnson von Vanderbilt. Richardson ist ein Cornerback mit guter Größe und Athletik, der aber noch nicht so wirklich Ahnung hat, wie man Cornerback spielt. Johnson ist ein intelligenter, vielseitiger Offensive-Line-Spieler, der von Left Guard bis Right Tackle alles spielen kann, vermutlich aber ohne die Qualität mitzubringen, dauerhaft Starter zu sein.

 

In der sechsten Runde tätigten die Steelers zwei Picks, die Christian und ich sehr gut fanden. Zunächst kam ILB Jordan Zumwalt von UCLA. Ein sehr harter und (teils über-)aggressiver Linebacker, der aber auch ein recht guter Athlet ist und ein „aggressive Leader“ für die Defense sein kann. Dazu war er ein herausragender Special Teamer bei UCLA. Auf lange Sicht könnte er zum Starter aufsteigen. Als zweites holten die Steelers in der sechsten Runde NT Daniel McCullers von Tennessee. Er ist ein Berg von einem Mann (6‘7‘‘, 352 lbs) und perfekt für die Nose-Tackle-Position. Er kommt hauptsächlich über seine Kraft, dabei sollte man seine Beweglichkeit aber nicht unterschätzen. Ihm haftet der Ruf an, trainingsfaul zu sein, weshalb er so weit gefallen ist. Als Backup/Rotationsspieler wird er aber vermutlich seine Chance bekommen.

 

In der siebten Runde schlossen die Steelers ihren Draft mit TE Rob Blanchflower von Massachusetts ab.

 

Wie schon ein paar Mal angesprochen, schienen die Steelers, gerade zu Beginn des Drafts, sehr auf Athletik zu setzen. Viele Spieler, die sie gezogen haben, bringen einiges an Upside mit, müssen aber noch hart an sich arbeiten, um zu einem vernünftigen NFL-Spieler zu werden. Sie haben viel in die Defense investiert, was auch nötig war, ohne dabei die Offense zu vernachlässigen. Ben Roethlisberger wird sich über die neuen Waffen Archer und Bryant freuen. Insgesamt ist der Draft der Steelers sehr auf Boom-or-Bust ausgelegt – kann gut gehen, kann aber auch schieflaufen. Im besten Fall ist man aber schnell wieder ein Kandidat für den Super Bowl.