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Draftrückblick 2014: Chicago Bears

Nachdem die Chicago Bears vor eineinhalb Jahren trotz einer guten Bilanz von 10-6 an den Playoffs vorbeigeschrammt sind, wurde in Marc Trestman ein neuer Head Coach installiert. Gebracht hat es am Ende wenig, da in der abgelaufenen Saison eine 8-8-Saison heraussprang. Man muss dazu aber auch anmerken, dass man hauptsächlich an der schwachen Defense gescheitert ist, die mitten im Umbau steckt. Dieser Umbau wurde letztes Jahr begonnen und sollte dieses Jahr fortgesetzt werden. In der Free Agency kamen bereits die beiden Defensive Ends Lamarr Houston und Jared Allen sowie Safety Ryan Mundy. In der ersten Runde des Drafts hielten sie den 14. Pick.

 

Mit diesem zogen sie, aus Christians und meiner Sicht etwas überraschend, CB Kyle Fuller von Virginia Tech. In die Defense der Bears sollte er aber perfekt reinpassen. In Chicago wird von den Cornerbacks erwartet, dass sie auch die Außenbahnen gegen den Lauf abdecken. Fuller, mit seiner physischen Spielweise, wird das nur zu gerne tun. Er ist vielseitig einsetzbar, kann auch Safety spielen und ist immer mit vollem Einsatz unterwegs. Bei der Combine hat er eine gute Athletik gezeigt, die man auf dem Feld aber nicht immer sieht. Er kann scheinbar schneller laufen, als er spielt. Wenn die Coaches ihn dahin bekommen, dass er so schnell spielt, wie er laufen kann, ist dies aber ein guter Pick. Ein gewisses Risiko besteht aber, schließlich werden von einem 14. Pick sehr gute Leistungen erwartet.

 

In der zweiten Runde investierten die Bears in ihre Defensive Line, um ihre löchrige Run Defense zu stopfen. Sie zogen DT Ego Ferguson von LSU. Richtige Position, falscher Spieler. Bei LSU war er ein Paradebeispiel für verschwendetes Talent. Als Riesentalent aus der High School gekommen, konnte er sich erst im dritten Jahr als Starter durchsetzen, bestach auf dem Platz aber eher durch Unauffälligkeit. In einigen, rar gesäten, Plays konnte er sein Potential andeuten, aber mehr auch nicht. Er hat noch einen weiten Weg vor sich, um ein dauerhafter Faktor in der Bears-Defense zu sein. Auf der anderen Seite bringt er aber alle Anlagen mit, um ein sehr guter Spieler zu werden. Es besteht aber ein großes Risiko, dass er nie dieser Spieler wird. Daher kam der Pick aus meiner Sicht deutlich zu früh. Er wird vermutlich in der Rotation als One Technique spielen.

 

Auch in der dritten Runde zogen die Bears einen Defensive Tackle – und diesmal den richtigen. Bereits in der zweiten Runde wollten Christian und ich DT Will Sutton bei den Bears sehen, in der dritten Runde ging der Spieler von Arizona State dann aber nach Chicago. Sutton ist ein klassischer Three Technique Tackle, der hauptsächlich für Pass Rush sorgt, aber auch gut gegen den Lauf verteidigen kann. In der letzten Saison hatte er etwas zu viel Masse zugelegt und sein Spiel litt darunter. Guckt man sich aber Spiele von ihm aus 2012 an, so sieht man einen sehr guten Spieler, der spätestens in der ersten Hälfte der zweiten Runde weggegangen wäre. Für die Bears könnte sich der Pick also als Steal herausstellen. Bei den Bears sollte er sich mit Jeremiah Ratliff die Spielzeit teilen und mittelfristig den Veteranen als Starter ablösen.

 

In der vierten Runde wählten die Bears RB Ka’Deem Carey von Arizona. Nach dem Abgang von Michael Bush benötigten die Bears einen neuen Backup für Matt Forte, der seine Stärken im Power Running und Short-Yardage-Situationen besitzen. Dieses Anforderungsprofil erfüllt Carey ganz genau. Er ist kein besonders guter Athlet, der nie die großen Plays über 30 Yards oder mehr machen wird, dafür macht er mit guter Konstanz seine Läufe über 3 oder 4 Yards, wenn es darauf ankommt, 1 oder 2 Yards zum neuen First Down gutzumachen. Darüber hinaus ist er ein guter Blocker und Receiver, der in Passspielzügen zum Einsatz kommen kann.

 

Am Ende der vierten Runde wollten die Bears dann hochtraden. Sie gaben ihren Fünftrundenpick zusammen mit ihrem Fünftrundenpick aus 2015 an die Broncos ab und bekamen dafür deren Viert- und Siebtrundenpick. Am Ende der vierten Runde zogen sie dann FS Brock Vereen von Minnesota. Er ist der Bruder von Patriots-RB Shane Vereen und bekam vor dem Draft eine ordentliche Portion Hype ab. Bei der Combine konnte er mit guter Athletik punkten und wird entsprechend einiges an Upside mitbringen. Ich hab ihn allerdings nie genauer spielen gesehen, daher kann ich keine genauere Einschätzung zu ihm abgeben. Bei den Bears haben letztes Jahr aber alle Safeties enttäuscht, daher werden seine Chancen auf Einsatzzeit nicht so gering sein.

 

In der sechsten Runde verpflichteten die Bears QB David Fales von San José State, Christians Lieblings-QB mit einem verdammt genauen Wurfarm, der den neuen Backup von Jay Cutler geben sollte, und P Pat O’Donnell von Miami, der einzige Punter, der im Draft ausgewählt wurde. In der siebten Runde wählten die Bears dann noch OT Charles Leno Jr. von Boise State, der Upside mitbringt und zunächst wohl als Backup Guard eingeplant ist.

 

Die ersten beiden Picks der Bears bringen einiges an Risiko mit, da sie noch viel unausgeschöpftes Potential mitbringen. Den Pick von Will Sutton fanden Christian und ich beide sehr gut, ebenso wie den von David Fales. Bei den übrigen Picks gibt es keine Beschwerden, weil sie Tiefe auf Positionen bringen, die Tiefe benötigten, und sie zumindest nach unserem Board guten Value boten. Aufgrund der ersten beiden Picks ist aber doch ein recht risikoreicher Draft.