Die Stars von morgen schon heute

Draftrückblick 2014: Carolina Panthers

Ein Team fehlt unserem Draftrückblick in der NFC South noch: Die Carolina Panthers. Diese haben letztes Jahr hinter einer dominanten Front Seven (verstärkt durch die beiden ersten Draft Picks Star Lotulelei und Kawann Short) die Playoffs erreicht, dort aber ihr erstes Spiel gegen die 49ers gleich verloren. Somit hielten sie in der ersten Runde den 28. Pick.

 

Mit diesem Pick wählten die Panthers WR Kelvin Benjamin von Florida State. Benjamin ist groß (6‘5‘‘) und kräftig, dabei aber auch ein vernünftiger Athlet. Allerdings besteht bei ihm ein sehr hohes Bust-Potential. Er hat erst Mitte der letzten Saison angefangen, mit höherem Einsatz auf dem Feld zu Werke zu gehen. Davor hat er sich fast ausschließlich auf seine körperliche Überlegenheit verlassen. Dazu muss er noch viele technische Dinge lernen. Er lässt zu viele Bälle fallen und beherrscht noch kein richtiges Route Running. Auch wenn seine Athletik grundsätzlich gut ist, ist sein Antritt doch recht träge. Bei seinen ganzen Voraussetzungen, besteht aber auch die Möglichkeit, dass er sich in einen der besten Receiver der NFL entwickelt. Zumindest in einen Nummer-eins-Receiver wird er sich in Carolina entwickeln müssen. In Steve Smith, Brandon LaFell und Ted Ginn haben sie in der Offseason ihre drei besten Receiver verloren. Spieler, die sie in der Free Agency geholt haben, tragen die Namen Tiquan Underwood, Jason Avant, Jerricho Cotchery und Joe Webb – Yikes!

 

In der zweiten Runde zogen die Panthers DE Kony Ealy von Missouri. Kein schlechter Pick, wenn auch wieder ein risikoreicher. Ealy bringt sehr gute körperliche Voraussetzungen mit, um ein erfolgreicher Pass Rusher in einer 4-3 Defense zu werden. Das hat er auch schon am College gespielt, aber sehr inkonstant. Seine Explosivität und die Fähigkeit zum Quarterback zu kommen hat er immer wieder angedeutet, ist dann aber den Großteil eines Spieles abgetaucht. Der Pick macht insofern Sinn, dass Greg Hardy nächstes Jahr wieder ein Free Agent sein wird (er spielt dieses Jahr unter dem Franchise Tag). Es ist durchaus möglich, dass man sich eine Vertragsverlängerung nur dann leisten kann, wenn man den anderen Starter auf Defensive End, Charles Johnson, entlässt. Sollte also einer der beiden das Team nächstes Jahr verlassen, stünde Ealy als Ersatz mit einem Jahr NFL-Erfahrung bereit.

 

In Runde drei entschieden sich die Panthers für OG Trai Turner von LSU. Turner war einer der Favoriten von Christian und mir. Er ist noch sehr jung (hat vor vier Tagen seinen 21. Geburtstag gefeiert), dafür aber schon recht weit in seiner Entwicklung. Technisch hat er noch einiges zu lernen, es war aber erstaunlich, wie selten er am College geschlagen wurde. Es gelang ihm immer wieder sehr gut, seine Fehler wieder gutzumachen, bevor Gegenspieler an ihm vorbeikamen. Er hat das Potential, direkt zum Starter aufzusteigen und ein sehr guter Guard in der NFL zu werden. Travelle Wharton hat letztes Jahr eine gute Saison gespielt, ist aber auch schon 33 Jahre alt und sein Vertrag ist ausgelaufen. Nate Chandler und Chris Scott, andere Guards, die letztes Jahr starten durften, sahen nicht gut aus. Für die Zukunft planen die Panthers vermutlich mit Amini Silatolu, der den Großteil der letzten Saison mit einem Kreuzbandriss verpasste, und Turner als Guards. Wenn Turner einschlägt, hat man in Carolina auf der Position erstmal keine Sorgen mehr.

 

In der vierten Runde zogen die Panthers S Tre Boston von North Carolina. Für meinen Geschmack kam dieser Pick deutlich zu früh. Er bringt eine gute Athletik und Größe für einen Safety mit, ist am College aber hauptsächlich dadurch aufgefallen, dass er regelmäßig mentale Fehler begangen hat. In fast jedem Spiel hat er mindestens ein Big Play zugelassen und seinem eigenen Team damit geschadet. Die Panthers haben in der Offseason einen ihrer Starting Safeties in Michael Mitchell verloren. Sie haben in der Free Agency bereits die Position mit Thomas DeCoud und Roman Harper verstärkt, Boston stellt eine weitere Alternative dar. DeCoud und Harper haben zuletzt enttäuscht, aber durch ihre Anwesenheit muss Boston nicht direkt starten und kann sich zunächst in den Special Teams beweisen – vermutlich besser so für die Panthers.

 

In der fünften Runde wählten die Panthers CB Bené Benwikere von San José State. Er muss noch daran arbeiten, sein Schnelligkeitsdefizit zu kaschieren und sicherer zu tacklen, kann sich aber zu einem Sleeper-Pick entwickeln. Er bringt eine gute Größe und starke Ball Skills mit und im richtigen System mit gutem Coaching könnte er sich schnell zu einem Starter entwickeln – gerade im eher schwach besetzten Backfield der Panthers.

 

In Runde sechs entschieden sich die Panthers für RB Tyler Gaffney von Stanford. So spät im Draft sollte man eigentlich keinen Pick kritisieren, aber warum picken die Panthers einen Running Back? In DeAngelo Williams, Jonathan Stewart und Mike Tolbert hat man bereits drei gut bezahlte Backs und im letzten Jahr drafteten sie ebenfalls in der sechsten Runde Kenjon Barner. Es ist auch nicht so, als könnten sie nächstes Jahr alle entlassen und den Neuaufbau im Backfield neben Cam Newton starten, da man lediglich bei Tolberts Entlassung Geld unter der Salary Cap sparen würde. Was auch immer sich die Panthers bei dem Pick gedacht haben, aus meiner Sicht ist der Pick eine komplette Verschwendung.

 

Der Draft der Panthers gefällt mir nicht wirklich, aber nicht wegen der Spieler, die sie genommen haben, sondern wegen des Spielers, den sie nicht genommen haben. In der ersten Runde waren noch die beiden Offensive Tackles Cyrus Kouandjio und Morgan Moses auf dem Board, in der zweiten Runde immer noch Moses. Beides mindestens solide Spieler, die in  der NFL direkt als Left Tackle auflaufen können. Denn nach dem Karriereende von Jordan Gross haben die Panthers lediglich ein paar ehemalige undrafted Free Agents auf Offensive Tackle, die bisher eher mäßige bis schlechte Leistungen brachten oder sich noch gar nicht beweisen konnten. So macht man sich seinen Franchise Quarterback kaputt. Bis auf Boston lässt sich aus meiner Sicht bei keinem Pick meckern was die Qualität des Spielers betrifft. Die ersten beiden Spieler sind eher Boom-or-Bust-Talente mit einigem Risiko. Nach dieser Offseason würde es mich schon wundern, wenn die Panthers am Ende des Jahres in den Playoffs stehen.